Neues Heim in luftiger Höhe

NABU ersetzt Turmfalkenkasten am Getreidesilo in Kirchwalsede

Geschickt klemmt Jörg Weber den neuen Turmfalkenkasten zwischen der Gondel seines Hubsteigers und der Plattform des Kirchwalseder Getreidesilos ein. Präzisionsarbeit in 15 Metern Höhe Dann fädelt der NABU-Aktive vier Edelstahlbolzen durch vorbereitete Bohrlöcher in der Plattform und im Dach des Kastens. Anschließend noch vier selbstsichernde Muttern – und fertig ist die neue Behausung für den kleinsten heimischen Greifvogel.

Bereits vor knapp 10 Jahren hatten die Naturschützer einen Turmfalkenkasten am Silo aufgehängt. Der wurde seinerzeit von Familie Tinnunculus, so der lateinische Name der Art, sofort bezogen und seitdem häufig für die Jahresbrut genutzt. Zuletzt war die Nisthilfe allerdings ziemlich absturzgefährdet. Kurz entschlossen fertigte Tischler Manfred Tietje vom NABU jetzt eine neue Behausung an. Die Montage in 15 Meter Höhe besorgte sein NABU-Freund und Landschaftsgärtner Weber, der dafür den Hubsteiger seines Arbeitgebers Hannig aus Grasberg leihen konnte.

Auch wenn sie in Norddeutschland ihren Nachwuchs häufig in alten Krähennestern aufziehen, sind Turmfalken ursprünglich Felsenbrüter, erläutert Rotenburgs NABU-Vorsitzender Roland Meyer. Besonders wohl fühlten sie sich daher in Nischen an Stein in großer Höhe, etwa an Kirchtürmen. Gerne nähmen sie ersatzweise auch Kästen an hohen Masten und Wänden an. Meyer: „Der Platz am Getreidespeicher in Kirchwalsede direkt am Ortsrand und potenziellen Jagdrevier ist ziemlich ideal.“

Turmfalken ziehen pro Jahr durchschnittlich fünf bis sechs Junge groß. Auch wenn die gut am häufigen Rüttelflug zu erkennenden Mäusejäger nicht auf der Roten Liste steht, befindet sich die Art seit etwa 30 Jahren dennoch auf einem langsamen Rückzug. „Dafür gibt es viele Ursachen“, meint Meyer: „Einstiges Dauergrünland ist inzwischen Acker. Auf den Feldern stehen die Halme enger als früher. Und viel Mais erschwert erfolgreiche Jagden. Zudem bieten Neubauten kaum noch Nischen zum Brüten und traditionelle Plätze etwa in Kirchtürmen werden im Zuge von Sanierungen oder der Taubenabwehr verschlossen.“