Von Leitästen und Wasserreisern

 

NABU und Obi schulen im Schneiden von Obstbäumen

 

 

Was unterscheidet die Stammverlängerung vom Konkurrenztrieb? Was sind Leitäste? Und woran erkennt man Wasserreiser und Fruchtholz? Das erklärten Wilhelm Nack und Jörg Weber jetzt mehr als 20 begeisterten Teilnehmern eines ausgebuchten Obstbaumschnittseminars. Dazu hatte der NABU Rotenburg gemeinsam mit dem OBI-Markt aus der Kreisstadt nach Hemslingen eingeladen.

 

Etwas Theorie zu Beginn - und dann raus auf die vor etwa zehn Jahren angelegte Streuobstwiese am Bruchwiesenhaus. Nach einer wärmenden Suppe zum Mittag ging es später gemeinsam in die Feldmark. Da führten die beiden Experten vor, wie der Erziehungsschnitt bei ganz jungen Bäumen zu erfolgen hat wie alte Obstbäume ausgelichtet werden, auf dass sie gute und ausgereifte Früchte bringen und nicht vorzeitig vergreisen. Klar, dass auch dabei die Teilnehmer wie am Vormittag wieder Hand anlegen durften und sollten. „Wichtig ist, dass die Leute die Hemmungen verlieren und sich dann zu Hause um ihre Bäume kümmern. Wer ein paar Grundregeln beachtet, kann keine schlimmen Fehler machen“, sagte Nack.

 

Der Betreiber einer Obstsaftpresse in Deepen und sein Weber, NABU-Mitglied und im Hauptberuf Landschaftsgärtner, vertreten eine naturnahe Schneidepraxis. Dabei versuchen sie, die Eigenheiten jedes Baumes zu berücksichtigen, statt ihn einem allzu strengen Schnitt zu unterwerfen. Der würde Gartenbesitzern unnötig viel Arbeit bereiten, weil sich dadurch sehr Wasserreiser bilden, die dann wieder entfernt oder geschnitten werden müssen, erläuterten sie.

 

Aber: „Zwei Gärtner, drei Meinungen“ flachste Nack. „Und auch wir sind uns nicht immer einig“, ergänzte Weber. Zum Glück für die Teilnehmer. Denn gerade die kurzweiligen Diskussionen der beiden Fachleute am konkreten Baum halfen einerseits, die Kriterien zu durchschauen, die beim Schneiden angelegt werden sollten, und ermutigten andererseits zu eigenen Entscheidungen.

 

„Wir möchten dazu beitragen, dass für den Naturschutz wichtige alte Obstbäume erhalten und neue gepflanzt werden“, so Roland Meyer vom NABU. Dem schloss sich Stefan Ludwig an, einer der Leiter des Rotenburger OBI-Marktes. Der hatte die Veranstaltung gemeinsam mit dem NABU organisiert. Außer ums Schneiden ging es bei dem Seminar auch um die Vorzüge alter Obstsorten, Kriterien zur Auswahl zwischen Busch-, Halb- und Hochstämmen und um Tipps zur Pflanzung.