Große Gefühle in der Scheune

130 Musiker*innem von der Universität Hamburg führen Klassiker von Puccini bis Verdi auf dem Hartmannshof auf.

 

Eine Reise durch die Opernwelt – das boten der Chor und das Sinfonieorchester der Universität Hamburg unter Leitung von Thomas Posth den rund 500 Zuschauern. Beim Benefizkonzert des NABU Rotenburg zusammen mit den Rotenburger Werken in der großen Scheune des Hartmannshofes spielten sie Stücke aus Opern wie Nessum Dorma von Giacomo Puccini, Nabucco von Guiseppe Verdi und den Barbiere von Sevilla von Giachino Rossini. Die rund 500 Zuschauer*innen belohnten die musikalischen Darbietungen mit Bravo-Rufen und Standing Ovation. „Wenn so junge und engagierte Leute Musik machen, ist das natürlich toll“, sagte ein Zuschauer, der schon seit dem ersten Scheunenkonzert dabei ist.

 

Zum nun mehr siebten Mal treten die Hamburger Musiker*innen auf dem Gelände der Rotenburger Werke auf. Bei der Entstehung der Konzertreihe kam eins zum anderen. Dirigent Posth wollte ein Benefizkonzert für eine NABU Regionalgruppe spielen und wandte sich an den NABU Rotenburg. Der wiederum hatte gerade mit der Errichtung des Mitmach- und Erlebnisgartens (MEGa) auf dem Hartmannshof eine enge Kooperation mit den Rotenburger Werken begonnen. Deshalb schien die Scheune als Konzertort für ein Projekt dieser Dimension eine passende Lösung. Die landwirtschaftlichen Geräte wurden kurzerhand rausgeräumt, die Balken entstaubt und eine Probe anberaumt. Danach stand fest: Klassikkonzerte in der Scheune gehen. Eine Erfolgsgeschichte beginnt.

 

Heute ist das Scheunenkonzert ein absolutes Highlight im Rotenburger Konzertsommer. „Wir müssen gar nicht mehr Werbung machen. Wir müssen nur noch bekannt geben, ab wann es Karten gibt“ sagt Roland Meyer. Der Vorsitzende des NABU Rotenburg hat zusammen mit einem Team rund um Carola Hoppe, Anette Meyer und Wilfried Glauch ein Netzwerk aus Helfer*innen und Unterstützer*innen aufgebaut. Die Stühle des Konzerts kommen von der IGS Rotenburg und aus dem Haus Niedersachsen der Rotenburger Werke, die Bühne hat die Stadt aufgebaut, das Programmheft wird mit finanzieller Unterstützung der Volksbank Wümme-Wieste gedruckt und der Kartenverkauf geht über Buch und Aktuelles sowie die Telefonzentrale der Rotenburger Werke. Das Scheunenkonzert ist ein Kooperationsprojekt par excellence. Bei allen Unterstützer*innen bedankt sich Meyer ausgiebig bei seiner Rede vorm Konzert.

 

Am Nachmittag haben die Musiker*innen eine Anspielprobe und treffen zum ersten Mal auf die Solisten. Nach kurzem Einspielen und Einsingen sind alle zufrieden und freuen sich auf das bevorstehende Konzert. Kurz vor Beginn werfen sich die Musiker*innen dann in Schale. Schwarze Garderobe ist angesagt. „Sieht man meine Socken?“, fragt eine Chorsängerin mit einem farbigen Paar. „Ich habe extra meine Hose hochgekrempelt.“ Eine andere Musikerin fragt, ob sie noch einen Kaffee vorm Konzert trinken solle. Woraufhin ein Kollege von sie gelassen darauf hinweist, dass sie jetzt schon so schnell spreche, dass das wohl keine gute Idee sei.

 

Als das Konzert um 19 Uhr losgeht, sitzen dann die Outfits. Die Aufführung startet mit der Ouvertüre von Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Was inhaltlich folgt ist harter Tobak. Eine Hochzeit sorgt für Frieden zwischen zwei Fürstentümern, eine Heldin und ihre Widersacherin werfen sich in den Fluss, Herzen werden erobert und gebrochen. Besonderes schauspielerisches Talent beweisen bei diesem musikalischen Drama die Solist*innen Kwonsoo Leon (Bariton), Herdís Anna Jónasdóttir (Sopran) und David Pichlmair (Tenor).

 

Nach zweieinhalb Stunden strömt das Publikum aus der Scheune beseelt von schönen Klängen. Für die Musiker*innen geht's zurück nach Hamburg. Einige werden mit dem Bus, andere von Zuschauer*innen zum Bahnhof gebracht. Und so endet dann die Reise durch die Opernwelt für einige Musiker*innen damit, ihr Cello in den Kofferraum eines Kleinwagens zu stopfen. Spätestens da ist all das Fantastische vorbei und Publikum und Musiker*innen landen wieder auf dem Boden der alltäglichen Notwendigkeiten.

 

 

Text und Foto: Lutz Bergmann